Am 9. November trafen sich in Hameln Menschen zum Gedenken an der neuen Synagoge in der Bürenstraße am Synagogenplatz. Sie wollten nicht vergessen, dass hier 1938 die alte Synagoge von Hamelnern in Brand gesteckt wurde. Zuvor wurde ein Modell der Hamelner Synagoge von 1879 vorm Info-Center der Stadt an der Deisterallee 1 eingeweiht.
Das Modell der Alten Synagoge wurde in dreijähriger detailgetreuer Arbeit von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der „Hamelner Zeitpunkte“ unter Anleitung von Wolfgang Pütz (Impuls gGmbH) und dem Historiker Bernhard Gelderblom gefertigt. Es zeigt die von Edwin Oppler entworfene, 1879 fertiggestellte Hamelner Synagoge. Sie symbolisierte das Selbstverständnis und die Zugehörigkeit der Hamelner Jüdinnen und Juden zu Deutschland. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde diese Synagoge von Hamelner Nationalsozialisten geplündert und niedergebrannt.
Nach der Einweihung fand die alljährliche Gedenkveranstaltung am Mahnmal bei der Synagoge in der Bürenstraße statt. Im Gedenken an die Opfer der Shoah laden jährlich die Stadt Hameln, die beiden jüdischen Gemeinden sowie die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit e.V. zu einer gemeinsamen Gedenkstunde ein. In diesem Jahr haben Schülerinnen und Schüler des Schiller-Gymnasiums an der Gestaltung mitgewirkt.
Am 9. November wird alljährlich an das Unrecht erinnert, das 1938 und in den Jahren danach in Deutschland gegen jüdische Menschen geschehen ist. Allerdings ist mit der Erinnerung und dem Gedenken gelebter und praktizierter Antisemitismus in Deutschland nicht ausgerottet worden: Antisemitismus zeigt sich immer noch und seit dem Überfall der Hamas auf jüdisches Leben am 7. Oktober 203 wieder verstärkt. Jüdische Menschen begegnen offenen Anfeindungen, Vorurteile kochen wieder hoch und viel zu oft gehören abwertende Sprüche oder antisemitische Gesten zum Alltag.
In Niedersachsen setzen deshalb viele Partner ein starkes, gemeinsames Zeichen für Respekt, Vielfalt und den Schutz jüdischen Lebens. Auf Initiative von Prof. Dr. Gerhard Wegner, Niedersächsischer Landesbeauftragter gegen Antisemitismus und für den Schutz jüdischen Lebens und getragen von einem breiten Netzwerk engagierter Partnerinnen und Partner, sollen antisemitische Haltungen und Strukturen sichtbar und ihnen klar und deutlich widersprochen werden.
Prof. Dr. Gerhard Wegner wird in der Gesprächsreihe „donnerstags“ wenige Tage nach dem 9. November über antisemitischen Tendenzen und die Aktion „widersprechen statt weghören“ informieren: am Donnerstag, 13. November, ab 19:30 Uhr im Gemeindehaus in Aerzen, Ecke Burgstraße/Pöhlenstraße: kein Vortrag, sondern miteinander ins Gespräch kommen, ist das Grundprinzip dieser Reihe. An dem Abend im Gemeindehaus Aerzen sind alle willkommen, die sich für das Thema interessieren. Christof Vetter, Pastor in Aerzen