Gott ist lebendig - voller Kraft und Liebe

Nachricht Hameln, 31. März 2024
Kreuzkirche

Das mit Ostern ist super/kompliziert/unwahrscheinlich/verrückt/ein Grund zur Hoffnung. Was meinen Sie dazu? Auf der neuen Homepage www.kreuzkirche-hameln.de finden Sie einen Umfrage-Link, bei dem Sie bis zum 30. März digital abstimmen können. Ich bin gespannt, was dabei herauskommt.

Jedenfalls: Mit Ostern tun sich die meisten Menschen viel schwerer als mit Weihnachten.  Weihnachten ist einfach: Ein Kind wird geboren. Das kennen wir, und es ist immer ein wundervolles, freudiges Ereignis. Daran kann jeder gedanklich und emotional anknüpfen. Aber Ostern? Auferstehung – und dann sogar körperlich? Ich finde es auch nicht leicht, weil die Auferstehung natürlich über unsere Erfahrungen hinausgeht. Jedes Mal, wenn ich am offenen Grab stehe und von der Auferstehung spreche, spüre ich die Sehnsucht nach dieser alles verändernden Hoffnung über den Tod hinaus und empfinde gleichzeitig die Begrenztheit von Sprache und Vorstellungskraft. Geht es Ihnen auch so?

Zum Glück haben wir das Kreuz. Es ist unser Zeichen: Es findet sich in jeder Kirche, in jedem Gemeindehaus und auch in manchen Privathäusern oder als Schmuckstück an Halsketten. Vielleicht haben Sie auch eins (oder mehrere) zu Hause. Es hat sich im 4. Jahrhundert als beliebtestes Zeichen des christlichen Glaubens gegenüber älteren Symbolen wie den Fisch oder das Christusmonogramm durchgesetzt. Das überrascht mich nicht. Denn es fasst mit zwei Strichen den Kern unseres Glaubens zusammen: Jesus ist am Kreuz gestorben und nach drei Tagen wieder auferstanden. Das lässt sich, auch wenn wir es mit dem Kopf nicht vollständig begreifen können, erzählen und damit schon mal mit Worten ausdrücken. Das ist gut! Im Erzählen entstehen Bilder im Kopf. Gedanken und Gefühle bekommen Zeit, sich zu entwickeln. Im Erzählen steckt eine Lebendigkeit, die uns ansteckt und hilft zu vertrauen. Mehr geht in dieser Welt nicht.

Das Kreuz erzählt uns eine Geschichte voller Angst und Tränen, voller Gewalt und Tod, voller Leben und Überraschung. Sie bietet Versöhnung an, lässt uns den Kopf heben und ins Helle blicken. Sie spricht davon, dass es bei Gott kein „zu spät“, kein „es ist alles aus“ gibt. Vielmehr schafft Gott das Leben neu.

Darum denke ich, dass Ostern mehr als das happy ending der Jesus-Geschichte ist. Mit Ostern feiern wir Gott, der uns heute immer noch überraschen kann und ins Leben ruft. Er passt nicht in unseren Kopf und lässt sich nicht beschränken durch unsere Vorstellungen. Er ordnet sich nicht menschlichem Nachdenken oder kleinteiligen Ideen unter, sondern ist lebendig, voller Kraft und Liebe und sprengt so manchen Rahmen. Das kann schlimm sein, wenn das eigene Gottesbild zerbricht. Gleichzeitig gibt Gott uns so die Chance, ihn anders und neu zu erleben, nach ihm zu suchen und keinesfalls aufzugeben. Uns nicht. Die Kirche nicht. Die Welt nicht. Die Schöpfung nicht. Denn Gott lebt. Bis in alle Ewigkeit.

Frohe Ostern und einen schönen Frühling wünscht Ihnen Mareile Glaubitz, Pastorin in der Kirchengemeinde „Zum Heiligen Kreuz“ im Klütviertel.