Erklärung der Kirchenkreiskonferenz am 06. März 2018 zur Diskussion über die Pläne, am Bückeberg ein „Dokumentations- und Erinnerungszentrum“ einzurichten

Pressemitteilung Kirchenkreis Hameln-Pyrmont, 06. März 2018

Pressemitteilung

Wir, Pastorinnen und Pastoren, Diakoninnen und Diakone im Kirchenkreis Hameln-Pyrmont, beobachten die Diskussion über die Pläne für einen „Dokumentations- und Lernort“ am Bückeberg, wo von 1933 bis 1937 die „Reichserntedankfeste“ der Nationalsozialisten stattfanden. Mit Sorge nehmen wir wahr, dass der Riss zwischen Befürwortern und Gegnern der Planungen mitten durch die Gesellschaft im Landkreis und die Kirchengemeinden im Kirchenkreis geht. Wir bitten alle, die sich an der Diskussion beteiligen, wahrhaftig und ehrlich zu argumentieren und dabei offen zu sein für die Argumente derer, die anderer Meinung sind. Um diese verschiedenen Argumente zu hören und auszutauschen, sollte Zeit für die Diskussion in den Gemeinden und im Landkreis gegeben sein.

Wir sind davon überzeugt, dass Zukunft besser möglich ist, wenn wir uns erinnern. „Wer sich seiner Vergangenheit nicht erinnert, ist verurteilt, sie zu wiederholen“ (nach G. Santayana). Erinnerung braucht gestaltete Orte und Räume. Sie müssen besondere Dimensionen vor Augen führen, damit die, die sich erinnern, nicht nur mit dem Verstand erfassen, sondern auch körperlich begreifen und erleben. Erinnerung darf es nicht nur an Orten der Schrecken und der Gewalttaten geben, sondern auch an Orten und für die Zeiten des Jubels, denn die angeordnete Begeisterung stellte eine Facette der Diktatur und der Unterdrückung dar. Beides zusammen ergibt erst das Gesamtbild der damaligen gesellschaftlichen und politischen Entwicklung.

Die Erinnerung an die Ereignisse in den Jahren des Dritten Reiches mahnt uns, dass weder Gewalt und Schrecken noch der propagandistisch organisierte Jubel und die Begeisterung wieder geschehen dürfen. All dies waren Zeichen, dass die von Gott geschenkte Freiheit von Menschen zerstört und für die Gesellschaft verloren gegangen war. Es ist nötig, daran zu erinnern und damit die Wiederholung zu verhindern, weil keine und keiner von uns davor gefeit ist, sich von solcher Begeisterung und solchem Jubel anstecken zu lassen.

Wir fordern alle auf, die an der Diskussion um den Bückeberg beteiligt sind, miteinander und gemeinsam eine Gestaltung eines Erinnerungsortes zu finden, der direkt vor Ort an das Feiern und Jubeln dort kritisch erinnert.